Bandscheibenvorfälle sind typische Erkrankungen des mittleren Lebensalters zwischen 30 und 50 Jahren, betreffen also Menschen, die mitten im Berufsleben stehen. Aber auch zunehmend jüngere Patienten leiden bereits unter dem Verschleiß der Bandscheiben.
Die Bandscheiben sind im täglichen Leben enormen Belastungen ausgesetzt, die häufig zu Verformungen führen. Die wasserhaltigen Bandscheiben dienen als Stoßdämpfer zwischen unseren Wirbelkörpern. Durch den Druck der Gewichtsbelastung beim aufrechten Gang tagsüber verlieren sie einen Teil ihres Wassergehaltes und wir schrumpfen im Laufe eines Tages um ein bis drei Zentimeter. Durch die nächtliche Entlastung im Schlaf, haben die Bandscheiben auch wieder die Möglichkeit sich vollzusaugen, sie „wachsen“ über Nacht also auch wieder.
Bei stärkerem Verschleiß kann der äußere Faserring (Anulus fibrosus) den inneren Gallertkern (Nucleus pulposus) nicht mehr in seiner anatomischen Form halten. Die Bandscheibe wölbt sich in den Wirbelkanal vor. Die orthopädische Bezeichnung für diese Vorwölbung heißt Bandscheibenprotrusion. Reißt der Faserring kommt es zum Bandscheibenvorfall, dem Bandscheibenprolaps.
Übt die vorgewölbte oder vorgefallene Bandscheibe Druck auf den Nerven im Wirbelkanal aus, führt dies zu einer schmerzhaften Reizung. Diese können lokal begrenzt sein oder in den Arm (HWS) ausstrahlen und Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Elektrisieren in der Hand und den Fingern auslösen. Sind auch motorische Nervenanteile betroffen kann dies Lähmungserscheinungen verursachen. Das Spektrum der Symptome ist dabei sehr weit. Manche Bandscheibenvorfälle werden nur „zufällig“ entdeckt und verursachen zuvor keine Symptome, andere hingegen führen zu starken Schmerzen und Einschränkungen.
Erkrankungen der Bandscheiben der Hals- und Lendenwirbelsäule stehen seit Jahrzehnten im Mittelpunkt unserer ärztlichen Praxis. Dabei profitieren unserer Patienten einerseits von unserer großen Erfahrung und andererseits von unserer konsequenten Qualitätsstrategie, die sich unter anderem in der kontinuierlichen Fortbildung unserer Ärzte niederschlägt.
Liegt anamnestisch anhand ihrer Schilderungen ein Bandscheibenschaden nahe, erfolgt eine genaue körperliche orthopädische Untersuchung. Zudem sind Röntgenaufnahmen und i.d.R. eine Kernspintomographie (MRT) erforderlich. Diese Verfahren zeigen uns die Art und das Ausmaß der geschädigten Bandscheibe(n).
In den meisten Fällen kann die Behandlung von Bandscheibenvorwölbungen (Protrusion) und Bandscheibenvorfällen (Prolaps) konservativ, also ohne Operation erfolgen. Schmerztherapie, anfängliche Schonung und anschließende Physiotherapie stehen am Anfang der Behandlung. Ziel ist es dabei die Stützmuskulatur der Wirbelsäule zu kräftigen.
Durch Quadellungen, vor allem aber durch gezielte Wirbelsäulennahe-Injektionen und foraminale Wurzelblockaden, teils unter Durchleuchtung können oftmals operative Eingriffe noch abgewendet werden. In den Fällen, in denen neben Gefühlsstörungen auch stärkere Lähmungserscheinungen festgestellt werden, sollte jedoch möglichst rasch eine operative Entlastung erfolgen, um bleibende Schäden zu verhindern. Auch in Fällen, in denen die Nacken-/Armschmerzen und Gefühlsstörungen auch nach 6-12 Wochen konservativer Therapie nicht verschwunden sind, besprechen wir mit Ihnen die Möglichkeiten einer Operation, um einer Schmerzchronifizierung vorzubeugen. Die moderne Bandscheibenchirurgie profitiert besonders vom Einsatz minimal-invasiver Methoden. Etablierter Goldstandard der operativen Therapie des zervikalen Bandscheibenvorfalls ist die mikroskopische Bandscheiben-OP. Dabei wird über einen 4-5 cm großen Schnitt seitlich vorne am Hals die Bandscheibe und der Vorfall entfernt und eine Bandscheibenendoprothese bzw. ein Platzhalter (Cage) mit Platte implantiert. In bestimmten, eher seltenen Fällen kann auch an der HWS ähnlich zum operativen Vorgehen an der LWS ein weit seitlicher (=lateraler) oder im Neuroforamen liegender (=foraminaler) Bandscheibenvorfall über einen Zugang von hinten erfolgen (Foraminotomie nach Frykholm). Das operative Vorgehen ähnelt dem der Operation an der LWS, ein Implantat ist nicht erforderlich. Die Nachbehandlung ist weitgehend identisch zum Vorgehen von vorne. Eine Halskrause ist nicht zwingend notwendig, neben Schmerzmedikamenten verordnen wir nach der Operation für einige Wochen Physiotherapie. Bei schmerzhaften Bandscheiben-Protrusionen bietet sich auch die minimal-invasive Nucleoplastie oder DiscFx-OP an, die ohne Hautschnitt und teils in Lokalanästhesie mittels einer nur 1 mm kleinen Sonde ambulant durchgeführt wird und den Druck der Bandscheibe auf die vorbei laufenden Nerven effektiv reduzieren kann ohne die Bandscheibe selbst zu entfernen.